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Am 28.10.2023 ist Schluss!

Am Samstag, den 28. Oktober 2023 werden wir beide Filmtheater schließen. In den Gesprächen mit Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse hat sich leider keine andere Möglichkeit eröffnet, als den Betrieb der Mainzer Programmkinos einzustellen.
Es war uns eine Ehre, zu einem der wertvollsten Phänomene, das die Menschheit zustande gebracht hat, einen kleinen Beitrag zu leisten: das Kino.

 

Pressemitteilung vom 22. November 2022

Nach über zwei Jahren Wartezeit hat uns das Kultur- und Baudezernat seinen Entschluss zur Mainzer Kinosituation am 03. November übermittelt. Eine Unterstützung des Capitol&Palatin möchte das Dezernat nicht vornehmen. Wir müssen in der Folge mit dem Abriss des Palatins auch das Capitol – das sich alleine nicht wirtschaftlich führen lässt – schliessen. Uns gibt es dann also nicht mehr, genauso wenig wie ein Programmkino in Mainz.
Unsere Idee, nach dem Abriss beim Neubau ein Kino zu integrieren, wird in geschrumpfter und veränderter Form aufgegriffen. Es sollen lediglich drei Säle gebaut werden, allerdings wurden keinerlei Angaben zu Größe und Gestaltung gemacht, weil der Bau der Verantwortung des Eigentümers Fischer&Co unterliege und das Dezernat nicht näher angehe. Es wurde noch hinzugefügt, dass eine alternative Nutzung, also nicht nur Kino, von hoher Wichtigkeit wäre. Ein klares Bekenntnis zur Mainzer Kinokultur klingt jedenfalls anders.
Die Fertigstellung des Baus würde zwei oder drei Jahre, vielleicht aber auch länger, dauern. Die Stadt möchte ihn schlussendlich von Fischer&Co mieten und den Betrieb öffentlich ausschreiben. An dieser Ausschreibung in ungewisser Zukunft dürften wir uns natürlich beteiligen. Also für einen Job in mehreren Jahren und für ein Gebäude mit drei Sälen unbekannter Größe und Funktionalität – da werden wir uns wohl oder übel realistischeren Zukunftsperspektiven widmen müssen.
Der Antrag für den Bau sei in der ersten Hälfte des kommenden Jahres zu erwarten.
Angesichts unserer 13-jährigen und nicht immer leichten Tätigkeit als Programmkinomacher mit bislang 56 Auszeichnungen von Bund und Land, sowie einer Petition zum Erhalt von Capitol&Palatin mit aktuell über 25.100 Unterschriften, hatten wir uns durchaus mehr von einem nicht eben mittellosen Kulturdezernat erhofft.
Wessen Interessen dieser Entschluss bedient und welche Folgen er für die Mainzer Kultur hat, darüber darf sich jeder selbst Gedanken machen.

 

Zur Idee des Filmkunst-Hauses:

Durch die Presse geisterte die Meldung, wir seien gerettet. So ist das leider nicht. Unser Vorschlag eines Filmkunst-Hauses mit dem CinéMayence und dem Palatin wäre sicherlich großartig, aber zur Umsetzung gibt es noch zahlreiche Hürden. Beispielsweise klafft eine Finanzierungslücke bezüglich unserer Kinoausstattung, die fernab unserer kleinbetrieblichen Möglichkeiten liegt. Allseits wird angenommen, die Stadt könne hier unterstützen, aber wenn es Mittel und Wege dafür gibt, ist es in jedem Fall keine formale Lappalie. Die Stadt kann keiner GbR wie uns Geld überweisen und viel Spaß wünschen, und das ist auch wichtig und richtig so. Die Sache verlangt nach einer deutlich komplizierteren und womöglich auch langwierigen Regelung. Trotzdem hoffen und glauben wir an eine Möglichkeit zur Umsetzung des Filmkunst-Hauses. Der folgende Text skizziert den bisherigen Werdegang der Idee.

 

Das Filmkunst-Haus – mehr als eine mögliche Lösung der Mainzer Kinoproblematik

Das Palatin-Gebäude wurde nicht gekauft, um es bestehen zu lassen – zu groß war die Investition, um es gewinnbringend verwalten zu können. Die Konsequenz eines bevorstehenden Abrisses und eines folgenden Neubaus nur für Wohnungen wäre der Verlust des letzten Programmkinos der „Medienstadt“ Mainz – auch das Capitol könnte solo nicht wirtschaftlich weiter existieren, erst recht nicht als Programmkino. Der öffentliche Aufschrei war groß, eine Landeshauptstadt ohne Programmkino stellte kein akzeptales Szenario dar.
Aus diesem Zusammenprall von Immobilienwelt, Kultur und Politik entwickelte sich jedoch eine Chance, die in dieser Form sicherlich nie wieder kommt.
Zunächst aber zur grundlegenden Struktur des Kinobereichs in Deutschland und speziell in Mainz.
Die deutsche Kinolandschaft besteht aus drei Säulen: Das Multiplex-Kino für kommerzielle Großproduktionen (vorwiegend aus Hollywood), das kommunale Kino als diskursiver Beobachter der Filmkunst fernab des Bundesstarts und das Programmkino für das aktuelle Filmgeschehen ohne Fokus auf Hollywood, sondern auf die Filmkunst aus aller Welt. Alle drei Institutionen sind für eine ausreichende Repräsentation der internationalen Filmkultur unabdingbar. Für den regulären Betrieb benötigt lediglich das kommunale Kino relativ starke finanzielle Unterstützung seitens des Staates. Ein Programm, das Filme nach Themenkomplexen kuratiert, und sich um die ältere Filmgeschichte kümmert, kann sich wirtschaftlich nicht selbstständig tragen. Die Stadt Wiesbaden unterhält gleich zwei kommunale Kinos (das Caligari und das Murnau-Filmtheater), die großzügig Unterstützung finden, jedoch auch von vielen Bürger*innen besucht werden.
In Mainz verhält es sich diesbezüglich völlig anders, von politischer Seite wurde hierfür stets der notorische Geldmangel angeführt. Hier erschöpft sich die kommunale Kinosäule im CinéMayence, das seit jeher im französischen Institut untergebracht ist, dort notgedrungen wenig öffentliche Aufmerksamkeit erfährt und sich in einem Saal zurechtfinden muss, der nicht für Kinovorführungen konzipiert wurde.
Den Sektor Programmkino repräsentiert das Capitol&Palatin, das keineswegs aus wirtschaftlichen Gründen in Gefahr schwebt – im Gegenteil: Vor der Pandemie 2019 erzielte es einen Besucherrekord von über 90.000 Gästen.
Ebenso wie das CinéMayence erhält es jährlich Auszeichnungen für ein herausragendes Programm, sowohl vom Bund als auch vom Land.
Das ebenfalls stark besuchte CinéStar steht für den Bereich der Multiplex-Kinos.
Natürlich war der durchschnittliche Kinobesuch vor Jahrzehnten deutlich höher, weswegen zahlreiche Mainzer Filmtheater sukzessive schließen mussten. Die Reduzierung auf die aktuell vier Spielstätten erwies sich als stabil und zukünftsträchtig.
Zunächst brachte der Verkauf des Palatin-Gebäudes diese Aufteilung in Gefahr, jedoch meldete sich eine hohe Zahl von Bürger*innen zu Wort, sei es per Petition (Stand 07.04.22: 23.172 Unterschriften), in Form einer eigens gegründeten Initiative oder zahlreichen weiteren öffentlich sichtbaren Aktionen.
Auch bei der Politik und nicht zuletzt dem neuen Eigentümer Fischer&Co kristallisierte sich der allgemeine Konsens heraus, dass die Programmkinos erhalten bleiben müssen. Nun stellte sich die entscheidende Frage, wie das zu bewerkstelligen wäre. Ein langfristiger Bestand des Gebäudes ginge vor allem zu Lasten des Eigentümers Fischer&Co, dessen Investition dabei keine Rückfinanzierung erführe.
Ein Neubau mit Kino im Erdgeschoss erwies sich als logische Konsequenz, bringt allerdings den Umstand mit sich, dass das Capitol&Palatin nur einen kleinen Teil seiner aktuellen Kinoausstattung wiederverwenden könnte, und somit vor hohen Kosten stünde, die außerhalb der Möglichkeiten des Kleinbetriebs sind. Von vielen Seiten wurde hierbei die Unterstützung der Stadt Mainz gefordert, die durch die etwa zeitgleich erhaltenen Steuereinnahmen von Biontech urplötzlich ihre Geldsorgen überwunden hatte. So zwingend dieser Gedankengang im ersten Augenblick erscheinen mag, ist er bei näherer Betrachtung jedoch nicht. Wäre es nicht ungerecht, wenn die Stadt Mainz die privatwirtschaftlichen Programmkinos bei einem – wenn auch unfreiwilligen – Neubau unterstützt, während das kommunale Stadtkino sein Dasein weiterhin in einem improvisierten Kinosaal fristen muss?
Aus dieser verzwickten Lage ergab sich eine Chance, die in dieser Konstellation einmalig ist. Das Grundstück des Palatin-Gebäudes umfasst einen unbebauten Innenhof, der mehr als ausreichend Platz für einen zusätzlichen Saal bereithält:
Ein neues CinéMayence, mit dem Programmkino Palatin für Bundesstarts im selben Gebäude, eine gewinnbringende und vielversprechende Kombination für eine reichhaltige Filmkultur, ein Filmkunst-Haus in der Innenstadt, mit Wohnungen darüber.
Die Stadt Mainz könnte als Teileigentümer des Kinobereichs auftreten und an die Programmkinos verpachten, während das CinéMayence endlich ein für den Kinobetrieb konzipiertes Zuhause bekäme. Die vormals fragwürdige Investition von Fischer&Co würde sich in ein lohnendes Projekt verwandeln. Das Capitol&Palatin und das CinéMayence würden im Verbund gemäß den Zahlen vor der Pandemie jährlich um die 100.000 Besucher empfangen. Die Filmkultur hätte in Mainz einen langfristig sicheren Hafen.
Natürlich würde es die Stadt Mainz etwas kosten, aber die geschilderte Konstellation würde die Höhe in überschaubaren Grenzen halten, die die Pachteinnahmen zudem rückwirkend verringern würden. Die neue Haushaltslage wäre keineswegs gefährdet oder überfordert.
Der in dieser Sache ebenfalls betroffene Club „Alexander the Great“ könnte übrigens nach einer (bereits laufenden) Renovierung weiterhin im Keller bestehen bleiben.
Manchmal ergeben sich aus Problemen Chancen – die Schwierigkeit liegt nur darin, sie zu erkennen und zu nutzen. Wir plädieren für ein neues Filmkunst-Haus mitten in Mainz!

Link zur Petition

Link zu einer Initiative

08. April 2022
Eduard Zeiler und Jochen Seehuber
Betreiber der CAPITOL&PALATIN Filmtheater

Zur drohenden Schließung

 

Am 03. August schloss eine Mainzer Immobiliengesellschaft einen Kaufvertrag für das Gebäude des Palatins ab. Wir erfuhren erst kurz vorher, dass es sich um die Fischer&Co GmbH & Co. KG handelt und waren verdutzt, dass niemand unser Filmtheater sehen wollte oder mit uns den Kontakt suchte. Wir riefen daraufhin bei einem Geschäftsführer von Fischer&Co an, der uns unter anderem freimütig erklärte, dass unsere „Form der Kultur“ bei ihm nicht den höchsten Stand genieße. Unser Pachtvertrag läuft in gerade einmal 8 Monaten aus (am 30.04.22) und bislang wurde uns eine Verlängerung von höchstens einem Jahr vage in Aussicht gestellt. Zunächst seien aber eine Bausubstanz- und eine Wirtschaftlichkeitsprüfung vonnöten, wohlgemerkt erst nachdem das Gebäude längst gekauft wurde. Das Vorhaben eines Abrisses wurde keineswegs ausgeschlossen. Als Fischer&Co vor wenigen Jahren schon die Residenz/Prinzess-Filmtheater abgerissen hatte, bezog sich das Unternehmen übrigens auch auf eine Bausubstanzprüfung, nach der angeblich nichts anderes als der Abriss übrig geblieben wäre. Mal ganz frei heraus gesprochen, erscheint uns die Befürchtung, dass hier eine ziemlich üble Nummer läuft, nicht eben aus der Luft gegriffen. Mit dem Palatin würde auch das Capitol schließen müssen, weil sich letzteres mit seinem einzelnen Saal alleine nicht halten lässt.
Sollte Mainz etwa tatsächlich zwei ihrer vier verbliebenen Filmtheater verlieren, die obendrein wirtschaftlich und auch sonst tadellos funktionieren? Wir würden uns jedenfalls gerne weiter daran versuchen, das Leben in dieser Stadt lebendiger zu machen. Nicht jede*r wird dabei unsere Form der Kultur zu schätzen wissen, jedoch ging zu unserer Freude in Windeseile eine Petition an den Start, die beweist, dass es durchaus ein paar Bürgerinnen und Bürger gibt, die uns behalten wollen. Dieser Petition und ihren Forderungen schließen wir uns hiermit ausdrücklich an. Unter anderem richtet sie sich an Fischer&Co, uns eine planbare Zukunft zu ermöglichen. Wer sich näher informieren und zustimmen will, kann das hier tun:

Link zur Petition

Link zu einer Initiative

03. September 2021
Eduard Zeiler und Jochen Seehuber
Betreiber der CAPITOL&PALATIN Filmtheater